Historischer Weg 17
Wiegmann Klinik
Klinik für Psychogene Störungen, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Erläuterung zum Fachgebiet
Die Psychosomatische Medizin widmet sich der Behandlung von Erkrankten, bei deren Störungen eine Wechselwirkung zwischen Seele (griech.: psychē), Körper (griech.: sōma) und Umwelt im Vordergrund steht.
Die Wiegmann Klinik wurde 1948 von dem Psychoanalytiker und Nervenarzt Dr. Heinz Wiegmann (1915–1981) gegründet. Sie ist damit eine der ältesten psychosomatischen Kliniken Deutschlands. 2004 konnte die bisherige Privatklinik unter dem Namen DRK Kliniken Berlin Wiegmann Klinik in den gemeinnützigen Verbund der DRK Kliniken Berlin integriert werden. 2005 bezog die Wiegmann Klinik das für die Ansprüche einer psychosomatischen Klinik eigens umgebaute und modernisierte Gebäude auf dem Gelände des Krankenhauses Westend. Auf dem Dach wurde ein Garten für therapeutische Zwecke angelegt.
Dr. Wiegmann hatte sich schon während seines Medizinstudiums der Psychoanalyse zugewendet. Nach dem Zweiten Weltkrieg als Amtsarzt in Berlin-Charlottenburg tätig, war er mit den Traumafolgestörungen des Krieges konfrontiert. Mit der Gründung einer „Privatklinik für psychogene Störungen“ wollte er eine klinische und stationäre Behandlung von psychogenen, durch seelische Probleme verursachten Erkrankungen ermöglichen. Sein besonderer psychosomatischer Ansatz bestand darin, tiefenpsychologische Einzelgespräche und Gruppenbehandlungen zu kombinieren und zudem das Verhalten und Geschehen im klinischen Alltag in einer Verschränkung von „Realraum“ und „Therapieraum“ therapeutisch einzubeziehen.
Ab 1981, nach dem Tod von Dr. Wiegmann, wurde die Klinik von seiner Frau Klara-Sibylla Wiegmann (1917–2009) als Geschäftsführerin und medizinisch von Dr. Horst Kallfass (*1941) geleitet. 2001 übernahm Dr. Ilse-Dorothee Kress (*1951) die Klinikleitung. Das therapeutische, psychoanalytisch-psychodynamische Konzept der Wiegmann Klinik ist seit der Gründung entsprechend der fachlichen Entwicklung der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie fortlaufend vertieft und erweitert worden und umfasst das gesamte Spektrum der Psychosomatischen Medizin.
Am Standort Westend hatte es schon zu der Zeit, als das Krankenhaus Westend Universitätsklinikum war, eine Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie gegeben. Prof. Dr. Annemarie Dührssen (1916–1998) führte sie von 1976 bis 1985, von 1985 bis 1989 hatte Prof. Dr. Gerd Rudolf (*1939) die kommissarische Leitung der Abteilung inne; sein Nachfolger war, bis 1991, Prof. Dr. Burghard Klapp (1945–2016). Mit dem Umzug der Wiegmann Klinik 2005 auf das Westend-Gelände wurde an diese Tradition angeknüpft.
2006 initiierte Dr. Kress die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den somatischen Kliniken des Krankenhauses Westend. Dadurch wurde auch dort die Psychosomatische Medizin zu einem essentiellen Baustein in der allgemeinen Krankenversorgung. Durch Fort- und Weiterbildungsangebote wie psychosomatische Grundversorgung und Balintgruppen (Arbeitsgruppen fachlichen Austausch und Selbstreflexion) findet zudem eine verstärkte Vernetzung mit Klinikärzten und niedergelassenen Ärzten statt.
2016 übernahm Dr. Robert Smolka (*1968) die Leitung der Klinik. Anknüpfend an die therapeutische Tradition im Krankenhaus Westend basiert die Therapie heute vornehmlich auf psychodynamischen Behandlungskonzepten, die individualisierte, störungsspezifische und multimodale Methoden vereinen. Sie kommen im Rahmen der stationären und teilstationären Behandlung bei depressiven Störungen, Ess- und Belastungsstörungen, somatoformen Störungen und Schmerzstörungen zur Anwendung.
Die Wiegmann Klinik ist dabei als psychosomatische Klinik fest eingebunden in die Schwerpunktversorgung der DRK Kliniken Berlin. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit im beratenden Konsiliar- und Liaisondienst für die somatischen Fachdisziplinen können Mediziner wie Erkrankte vom Wissen um psychosomatische Zusammenhänge profitieren. Eine wichtige Rolle in der Gesamtbehandlungsplanung spielt die enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten sowie der intensive Austausch mit den regional Versorgenden im psychischen Hilfesystem.