Gesundheitsausschuss der BVV tagt im Hörsaal der DRK Kliniken Berlin Westend
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Notfallversorgung und Sozialpädiatrisches Zentrum im Fokus
Über eine Stunde nahmen sich die Mitglieder des Gesundheitsausschusses der Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg-Wilmersdorf am Dienstagabend Zeit, um sich im Rahmen ihrer Sitzung über die DRK Kliniken Berlin und speziell den Standort Westend zu informieren. Die Versammlung wurde von der Vorsitzenden, Dr. Ann-Kathrin Biewener (SPD), geleitet, die auch den Termin vor Ort initiiert hatte.
Dr. Christian Friese, Vorsitzender der Geschäftsführung der DRK Kliniken Berlin, und Priv.-Doz. Dr. med. Arpad von Moers, Ärztlicher Leiter des Standortes, hatten einige heikle Themen mitgebracht: die Ungleichbehandlung zwischen den landeseigenen Häusern und den nicht-öffentlichen Krankenhäusern zum Beispiel. „Unsere Mitarbeitenden warten noch immer auf eine angemessene Wahrnehmung und Wertschätzung ihrer Leistungen in der Corona-Pandemie durch die Berliner Landesregierung“, so Dr. Christian Friese. „Sie sind vielfach über ihre Grenzen hinausgegangen. Die frei-gemeinnützigen Häuser haben das Gros der Covid-Patienten auf den peripheren Stationen versorgt. Die erste Corona-Prämie z.B. gab es demgegenüber nur für die Beschäftigten von Landesunternehmen.“ Dieser Mangel an Wertschätzung zeige sich durchaus auch bei den finanziellen Zuwendungen, mit denen Vivantes vom Land Berlin gegenüber den nicht-öffentlichen Trägern bevorzugt werde. Deswegen arbeiten diverse Träger nun intensiver zusammen und lassen die finanzielle Ungleichbehandlung gemeinsam durch Juristen prüfen.
Eine andere juristische Auseinandersetzung sei allerdings jetzt auf der Zielgraden und es bestehe die Hoffnung auf eine gute Lösung: Seit Jahren halten die DRK Kliniken Berlin Westend die personellen Ressourcen vor, um in der Kinder- und Jugendmedizin wie ein sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) zu arbeiten, ohne den Status eines SPZ und die damit verbundenen besseren Abrechnungsmöglichkeiten zu erhalten. „Der Bedarf dafür ist eindeutig da“, erklärte der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Priv.-Doz. Dr. med. Arpad von Moers den Zuhörer*innen. Allerdings werde dieser Aufwand nicht refinanziert. „Wir haben die volle Unterstützung von anderen Kinderkliniken in Berlin, die ebenfalls für ein SPZ hier am Standort plädieren.“ In einem SPZ werden vorrangig chronisch kranke Kinder und Jugendliche ambulant und stationär über viele Jahre von interdisziplinären Teams versorgt. Dabei wird auch das soziale Umfeld beachtet und die Familie intensiv begleitet.
„Wir würden gerne auf den Rechtsweg verzichten – in dieser und in vielen anderen Angelegenheiten“, so Dr. Christian Friese. Allerdings sei das im Land Berlin oftmals der einzige Weg, um sich Gehör zu verschaffen. „Umso mehr wissen wir es zu schätzen, dass Sie als Mitglieder des Gesundheitsausschusses mit uns ins Gespräch gehen und uns zuhören.“ Das große Interesse wurde auch in der anschließenden Fragerunde deutlich. Es gab zahlreiche Meldungen: Wie es mit dem Fachkräftemangel aussehe? Wie die Politik bei der Leasing-Problematik unterstützen könne? Welche Form der Wertschätzung konkret gewünscht sei? – das waren nur einige der Fragen.
Besonders intensiv wurde die Thematik der überlasteten Notaufnahmen diskutiert. Viele Berliner Notaufnahmen müssen sich aufgrund des Fachkräftemangels regelmäßig von der Versorgung abmelden. „Das merken wir an allen Standorten sofort, wenn Notaufnahmen in der Umgebung geschlossen werden“ so der Chef der DRK Kliniken Berlin. Oft würden Menschen in die Notaufnahmen kommen, die eigentlich nicht ins Krankenhaus, sondern zu einem Hausarzt gehören würden. Inzwischen sei es gang und gäbe, lieber mehrere Stunden nachts oder am Wochenende in einer Notaufnahme zu warten, als wochenlange Wartezeiten auf Facharzt- oder MRT-Termine in Kauf zu nehmen. Für dieses Problem könnte eine Portalpraxis wie im Westend eine Lösung sein, wie Dr. Christian Friese auf Nachfrage erklärte. Dabei würden Fachärzte vorab prüfen, wer im Rahmen der KV-Praxis behandelt werden könne und wer tatsächlich eine Krankenhausbehandlung brauche. „Wir sind für alle innovativen Ideen offen und machen gerne bei Pilotprojekten mit. Denn wir sehen, dass unsere Mitarbeitenden am Limit arbeiten und dringend Entlastung brauchen. Auch dafür sind wir auf Ihre – auf die Unterstützung der Politik – angewiesen.“